Seit vielen Jahren erscheinen in unserem Gemeindeblatt "Gemeinde aktuell" Interviews von Menschen, die von ihrem Glauben an Gott erzählen. Inzwischen ist eine beachtliche Sammlung ermutigender Zeugnisse entstanden.



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Februar und März 2024

Zusammen beten ist ermutigend

Regina Drotziger (70), verheiratet mit Bernd und Mutter von zwei Kindern, hat sieben Enkel und einen Urenkel. Sie ist von Beruf Chemie-Ingenieurin und Chemielaborantin. Nach der Wende konnte sie noch einmal neu durchstarten und wurde Berufsschullehrerin im Lederinstitut. Frank Herter interviewte sie an einem kalten Januartag.

Regina, was ist dein Lieblingsessen?

Mittlerweile esse ich sehr gerne Bio-Sachen mit viel Gemüse und weniger Fleisch.

Was ist deine Lieblingsbeschäftigung?

Ich liebe das Singen und war lange im Chor. Jetzt tanze ich gerne in der Tanzgruppe von Rosi Gruber-Friebel. Und ich sammle Bibeln. Es sind inzwischen rund 40 verschiedene Ausgaben.

Was ist dein Lieblingsbuch?

Das ist eindeutig die Bibel.

Wohin fährst du gerne in Urlaub?

Wir sind Naturfreunde und lieben das Radfahren. Kürzlich haben wir uns niedrige E-Bikes zugelegt. Und wir planen, den Oder-Radweg mit den Rädern zu meistern.

Welche Bedeutung hat Dankbarkeit in deinem Leben?

Eine sehr große. Danklieder gehören zu meinen Lieblingsliedern. Zum Beispiel das Lied EG 329 „Bis hierher hat mich Gott gebracht“, das ich auch gerne auf der Gitarre begleite.

Wie bist du zum Glauben gekommen?

Ich bin in einer christlichen Bauernfamilie in Conradsdorf aufgewachsen. Zum Beispiel haben wir bei schlimmen Gewittern als ganze Familie zusammen um Schutz gebetet. Ich war immer wieder bei Krippenspielen beteiligt, auch als Maria. In der 2. Klasse, in der Christenlehre, hat mich Gott einmal dabei ertappt, wie ich gelogen habe. Eine Freundin und ich haben die Christenlehre geschwänzt und sind stattdessen aufs Eis zum Rutschen gegangen. Der Pfarrer in Conradsdorf ist aber an dem Tag mit den Kindern auf den Kirchturm gestiegen. Später in der Schule sagten dann die anderen zu uns: „Wir haben euch vom Kirchturm aus gesehen!“ Wir waren also ertappt worden. Das war der Punkt, wo ich gesehen habe: Gott gibt es wirklich.

Gab es in deinem Leben Ereignisse, die dir die Liebe Gottes in besonderer Weise deutlich gemacht haben?

Ja, vor allem die Geburt unserer Kinder. Da springt einem das Herz, wenn man die kleinen Babys zum ersten Mal sieht.

Gab es Krisen in deinem Leben?

Als Lehrerin in der Berufsschule war ich oft sehr von den Jugendlichen herausgefordert, weil ich als Ingenieurin keine pädagogische Ausbildung hatte. Ich bin immer nur mit Gebet in den Unterricht gegangen. Doch Gott hat mich stets wunderbar hindurch getragen. Einmal hatte ich ein positives Erlebnis: Bei einer Vertretungsstunde Deutsch habe ich die biblische Geschichte von Josef behandelt. Daraufhin wurde ich von einem Kollegen darauf hingewiesen, dass die Bibel nicht in den Unterricht gehört. Bei einer späteren Deutschstunde war dann eine anonyme Schrift an der Tafel: „Wann erzählen Sie uns wieder etwas aus der Bibel?“ Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Welche Gedanken hast du zur Jahreslosung: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (1Kor 16,14)? Wie fordert sie dich heraus?

Ja, sie fordert mich heraus, denn ich möchte in Liebe denken, in Liebe sprechen (immer erst überlegen, bevor ich etwas sage) und in Liebe handeln. Da habe ich den Gebrauch von Stoßgebeten mehrfach erlebt: „Gott, hilf mir jetzt!“ Manchmal rutscht einem doch etwas heraus, was man später bereut; das man zurückholen will, aber es ist zu spät. Dann ist Vergebung wichtig. Das schaffen wir von alleine nicht. Wir dürfen immer Gott bitten, dass er uns die Kraft gibt, auf den anderen zuzugehen und um Vergebung zu bitten. Und da passieren manchmal Wunder.

Wie lebst du mit Jesus im Alltag?

Mein Mann und ich beginnen jeden Tag mit der Losung und den Andachten aus dem Kalender „Sonne und Schild“. Wir lesen sie gemeinsam und reden darüber. Und wir hören gerne das „Wort zum Tage“ im MDR kurz vor 9 Uhr. Am Abend danke ich in der Stille, lege Gott alles hin und bitte ihn um seine Hilfe. Viele geistliche Impulse bekam ich von Klöstern. Zum Beispiel vom Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau in der Oberlausitz. Dann habe ich auch Verbindung zur Jesus-Bruderschaft Hennersdorf. Ich konnte dort mein Herz ausschütten und wurde persönlich gesegnet.

Du bist seit vielen Jahren Teil des Gebetskreises in unserer Gemeinde. Welche Bedeutung hat das Gebet für dich?

Unsere Chorleiterin Frau Oertel fragte uns 1986, ob wir uns nicht wöchentlich zum Gebet treffen wollten. Es tobte gerade der Jugoslawienkrieg. Zu jener Zeit begann unser Gebetskreis: anfangs in der Beutlerstraße, auch mal im Garten, und heute bei Frau Kluge. Seitdem treffen wir uns jede Woche zum Gebet. Wir beten für Einheit, Israel und natürlich für aktuelle Anliegen der Gemeinde. Zum Schluss beten wir das Vaterunser.

Was kann man tun, wenn einem das Beten schwerfällt?

Es ist immer besser, man betet zu zweit. Nie alleine versuchen zu kämpfen. Ermutigung kommt, wenn man mit anderen Christen zusammen betet. In der Bibel steht: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,20) Mit Gott zu reden ist immer besonders. Zum Beispiel, wenn man sich bei den Allianzgottesdiensten zueinander dreht und mit „fremden“ Christen in der Kleingruppe zusammen betet. Da merkt man einfach: Das Gebet kommt zu Gott, das hört er. Außerdem bete ich gerne mit den Gebeten im hinteren Teil des Gesangbuches.

Welcher Bibelvers ist dir besonders wichtig?

Unser Trauspruch aus Römer 12,12:
„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

Was schätzt du besonders an unserer Gemeinde?

Ich finde die Lobpreislieder im Gottesdienst so gut. Viele Lieder kenne ich auch noch nicht, aber die Atmosphäre im Gottesdienst ist wunderbar. Mir gefallen die neuen und die alten Lieder. Dann bin ich auch begeistert von der tollen Kinderarbeit und von den Konfis. Und davon, dass unser Pfarrer Daniel Liebscher mit den Helfern alles sehr gut gestaltet, so abwechslungsreich. Es gibt viele segensreiche Aktivitäten.

Welchen Tipp würdest du den Konfis und Jugendlichen für ihren Glauben geben?

Es ist wichtig, sich regelmäßig mit Gleichgesinnten zu treffen. Die Junge Gemeinde aufsuchen und auf Rüstzeiten fahren, das stärkt den Glauben. Da können sich lebenslange Freundschaften bilden.

Wie begehst du die Passions- und Osterzeit?

Angeregt durch meine Klosterbesuche und weil unsere Tochter ausgebildete Fastenleiterin ist, faste ich regelmäßig in der Passionszeit. Ich nehme für fünf Tage nur Tee und Suppe zu mir. Nach dem Fasten wird etwas im Kopf klarer. Und ich kann das Leiden Jesu und seine Auferstehung besser in seiner Tiefe erfassen.

Liebe Regina, vielen lieben Dank für das Gespräch und deinen treuen Gebetsdienst! Wir wünschen dir und deiner Familie weiterhin Gottes Segen.


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Dezember 2023 und Januar 2024

Weihnachten heiße ich Jesus willkommen!

Carina Adlung ist 46 Jahre alt und wohnt gemeinsam mit ihrem Mann Stephan und den beiden Söhnen Marcus (20) und Raphael (15) in Freiberg, vis a vis der Kirche. Sie ist gelernte Physiotherapeutin und arbeitet in der Klinik am Tharandter Wald in Hetzdorf. Sie klettert gern, liebt das Wandern, Fotografieren, Lesen und Waldbaden. Sie ist seit vielen Jahren Teil unserer Kirchgemeinde und lässt uns heute an ihrem Leben teilhaben. Daniela Gneuß hat sich mit ihr auf einen Tee in ihrem liebevoll rekonstruierten Huthaus getroffen. Die zugehörige Grube hieß „Segen Gottes“, und diesen Segen spürt man an Carina und ihrer Geschichte.

Liebe Carina, welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Ganz aktuell habe ich gerade die Buchreihe „4 Frauen unterwegs mit Gott“ beendet. Diese Bücher haben mich neu dazu inspiriert, wieder mehr und regelmäßig für meine Familie zu beten. Genau das praktiziere ich jeden Morgen. Dabei erlebe ich, wie Gott am Wirken und Arbeiten ist, das begeistert und ermutigt mich. Daneben wäre dann noch ein Reiseführer von Madeira, dorthin möchte ich 2024 gern mit meiner Mutti fahren. Seit sie vor ein paar Jahren eine Krebserkrankung hatte, ist es mir wichtig und zu einem schönen Ritual geworden, mit ihr gemeinsam einmal im Jahr eine Reise zu unternehmen. Im nächsten Jahr soll es also nach Madeira gehen.

Gibt es einen Film, den du besonders magst?

„Birnenkuchen mit Lavendel“, er hat mich sehr berührt.

Du bist Christ und man kann dich oft gemeinsam mit deinem Mann im Gottesdienst treffen. War das schon immer so oder bist du auf Umwegen zum Glauben gekommen?

Als Kind hatte ich in meiner Familie keinen Kontakt zum christlichen Glauben. Lediglich meine Oma war Christin und hat anscheinend sehr oft für mich gebetet. Mein Weg zum Glauben verlief stückweise und besteht aus mehreren Puzzleteilen. Mein erster Freund war Christ und hat mich oft zu Gottesdiensten und Konzerten im Dom mitgenommen. Bei einer Evangelisation bin ich dann dem Aufruf nach vorn gefolgt und habe mein Leben Jesus gegeben. Als ich dann meine Arbeitsstelle in Hetzdorf angetreten habe, lernte ich eine Frau kennen, die mir eine gute Freundin wurde. Mit ihr durfte ich viele tiefe und gute Gespräche über den Glauben führen. Das brachte mich auf meinem Weg mit Gott sehr gut voran und hat viele meiner Fragen beantwortet. Diese Freundin lud mich in einen Hauskreis ein, in dem ich heute noch bin. In dieser Zeit lernte ich meinen Mann Stephan kennen. Da sehr schnell der Wunsch bestand, unsere Beziehung vor Gott festzumachen und zu heiraten, meldete ich mich zum Taufunterricht an und erlebte die Taufe mit 22 Jahren. Seitdem bin ich unterwegs mit Gott.

Wie lebst du aktuell deinen Glauben? Gibt es Alltagsrituale?

Ich bin noch immer Teil dieses Hauskreises und besuche den Gottesdienst. Im Alltag erlebe ich Gott im Lobpreis, damit starte ich in den Tag. Ich höre auf dem Weg zur Arbeit Lobpreismusik und singe gern mit, dieser Einstieg in den Tag ist mir sehr wichtig. Daneben begegnet mir Gott auch in der Natur. Ich gehe sehr gern im Wald spazieren und bin dort gut mit Gott im Gespräch über Dinge, die mich gerade beschäftigen.

Gab es in deinem Leben Krisen? Wie bist du damit umgegangen? Wer oder was hat dir geholfen?

Eine Krise in meinem Leben war, als es unserem großen Sohn gesundheitlich über viele Monate hinweg sehr schlecht ging. Das Erste, was ich immer gemacht habe: Ich habe mir Gebetsunterstützung gesucht, oft noch bevor ich selber beten konnte. Das Wissen, jemand betet mit uns und bringt uns als Familie im Gebet vor Gott, hat mich immer durch solche Zeiten getragen. Dankbar bin ich auch für meine Schwiegermutti, sie ist eine treue Beterin für unsere Familie, auch jetzt noch im hohen Alter von 93 Jahren. Wenn die Tage in solchen Zeiten mit Sorgen und dem ganz normalen Alltag gefüllt waren, hat Gott oft nachts in Träumen zu mir gesprochen. Manchmal bin ich nachts aufgewacht mit einer ganz bestimmten Liedzeile eines Lobpreisliedes im Kopf, die genau in unsere Situation gepasst hat und mich dann über viele Wochen begleitet und ermutigt hat. Manchmal hat mich auch ein Lied oder eine Liedzeile im Gottesdienst persönlich angesprochen und stand dann für viele Wochen über meinem Tag. Auch als Ehepaar und Eltern haben wir in diesen Krisenzeiten Gott als einen persönlichen Gott erlebt, der uns sieht. Oft, wenn wir dachten, es geht gar nicht mehr weiter und wir Gott die komplette Kontrolle abgeben mussten, hat er immer eine Tür geöffnet, durch die wir gehen konnten. Wir mussten lernen loszulassen, Gott zu vertrauen und ihn machen zu lassen. Diese Türen öffneten sich nicht immer unbedingt dann, wenn wir dachten, dass es dafür ein guter Zeitpunkt wäre, aber sie öffneten sich immer zum richtigen Augenblick in Gottes Zeitplan für uns. So konnte ich das manchmal im Rückblick erkennen.

Was bedeutet für dich persönlich Advent und Weihnacht?

Für mich bedeutet Advent das Warten auf die Ankunft von Jesus. Im Advent öffne ich meine Herzenstür für ihn und zu Weihnachten heiße ich ihn willkommen! Aber auch bei mir ist der Advent, wie bei so vielen Menschen, sehr voll. Ich wünsche mir jedes Jahr mehr Zeit für den Adventsgedanken, finde sie aber nur bedingt. Doch egal, wie chaotisch oder unperfekt mein Leben auch aussieht, Advent ist trotzdem, Jesus kommt trotzdem zu mir, und ich darf ihn willkommen heißen. 2020 erlebten wir als Familie einen „besonderen Advent“. Wir waren als ganze Familie ab dem 5. Dezember in Quarantäne und den gesamten Advent zu Hause, aber fühlten uns von unseren Freunden und dem Hauskreis nicht vergessen. Es haben viele an uns gedacht, einen Baum für uns besorgt, mir zu meinem Geburtstag (wenige Tage vor Weihnachten) ein liebevolles Frühstück vor die Tür gestellt. Besonders einprägsam war für mich, als an so einem Tag unser Fenster mal offenstand und eine Frau aus der Gemeinde vorbeikam mit einer Kiste. Diese Kiste stellte sie uns ins Fenster mit der Frage: „Ich habe hier in der Kiste Maria und Joseph, könnt ihr sie aufnehmen?“ Das fand ich so eine schöne Idee! So konnten wir Besuch aufnehmen, obwohl wir gar keinen Besuch bekommen durften. In der Kiste war auch ein Tagebuch; darin konnte man lesen, dass Maria und Joseph auf ihrer Reise schon einiges erlebt hatten. Eine Weihnachtstradition gibt es in unserer Familie: Wir haben einen Weihnachtsbaum mit echten Kerzen. Durch das Krippenspiel bin ich am 24. Dezember tagsüber immer sehr eingebunden, sodass wir, seit unsere Jungs groß genug dafür sind, am Abend immer die Christnacht besuchen.

Du bist fast jedes Jahr beim Ensemble der Krippenspieler mit dabei, was begeistert dich daran?

Es ist mir ein großes Anliegen, die Weihnachtsbotschaft mit meinen Gaben und Fähigkeiten unter die Leute zu bringen, besonders für die Menschen, die nur zu Weihnachten in die Kirche gehen. Seit einiger Zeit habe ich ja die Regie dafür und suche immer Stücke mit „Botschaft“ aus. Ich möchte, dass die Menschen nicht nur „berieselt“, sondern zum Nachdenken gebracht werden; vielleicht gelingt uns das ja bei dem einen oder anderen. Das Stück für dieses Jahr habe ich selber geschrieben, Gott hat es mir sozusagen an einem Wochenende „erzählt“; ich musste es nur noch aufschreiben. Ich finde es auch faszinierend, wie sich die Krippenspieler als Gruppe immer wieder finden und in den Zeiten der Proben zu einer besonderen Gemeinschaft zusammenwachsen.

Was würdest du spontan an einem freien Nachmittag machen?

Ich würde in den Wald gehen, raus in die Natur.

Wenn es möglich wäre: Welche Person aus der Bibel würdest du gern treffen und warum?

Maria. Eine beeindruckende Frau. Sie ließ sich auf Gottes Plan ein und sagte Ja dazu, war bereit. Sie musste und konnte Jesus immer wieder loslassen und ihn auf seinen Wegen ziehen lassen, auch, wenn sie sicher dabei oft Angst um ihn hatte. Das beschäftigt mich auch gerade hinsichtlich unseres ältesten Sohnes, wo es jetzt für mich als Mutter loslassen heißt. Marias Mütterlichkeit, ihr Gottvertrauen und das Loslassenkönnen beeindrucken mich sehr. Sie wusste ja nicht, wie das alles ausgeht für ihren Sohn. Über all das würde ich gern mal mit ihr reden.

Liebe Carina, vielen lieben Dank für das Gespräch! Wir wünschen dir und deiner Familie weiterhin Gottes Segen und sind schon sehr gespannt auf das Krippenspiel.


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